Die 4 Grossmuster des pädagogischen Vorgehens
dargestellt parallel zu den 4 grossen Linien der Weltbilder
Die magische Pädagogik*
Im Zentrum steht die Anpassung an die absoluten
Kräfte, die sich nicht vom Menschen kontrollieren lassen.
Hier finden sich die Religionen und das gottesstaatliche
Denken. Heute gibt es zwei Pädagogiken: je für säkulare
Welt und religiöse Erziehung.
Der agogische Einsatz der Magie ist nicht auf
vorhistorische Zeit beschränkt, sondern taucht in allen
folgenden Weltbildern auf. So gibt es die Tendenz der
gottesstaatlichen Sehnsucht im heutigen Islam ebenso
wie bei den religiösen Eiferern in den USA (Präsident
Busch II). Wer hat schlussendlich den Primat inne: das
säkulare Denken (laizistischer Staat) oder das religiöses
Denken (religiöser Staat)? Magische Agogik findet sich
aber in beiden Staaten.
Die humanistische Pädagogik
Im Zentrum steht die Autonomie der Person und die
Anpassung an die Freiheit und den Rhythmus des
Einzelnen. Die innere Welt von Erleben und Gefühlen ist
wesentlicher als die Objektivierung nach äusseren Krite-
rien. Wer der Person die autonome Selbstentwicklung
ermöglicht, hat das Wesentliche geschafft.
Der agogische Einsatz der Magie taucht auch im
humanistischen Führen auf, denn die Würde der Person
verdient unbedingten Respekt. Das Recht auf die Existenz
ergibt sich aus der blossen Tatsache der Existenz. Dass
dieses Recht so absolut zugesprochen wird, ist eine
Wirkung der magischen Kraft.
Die traditionelle Pädagogik*
Im Zentrum steht die Anpassung an die Kulturlei-
stungen und Güter, und an die technisch-sachlichen
Erfordernissen, sowie die Anpassung an das
bestimmende Gesellschaftssystem. Wer die zu
Erziehenden erfolgreich sozialisiert und ihnen Fach- und
Methodenkompetenzen beibringt, hat seinen Auftrag
erfüllt.
Der agogische Einsatz der Magie taucht offensichtlich
auch in der traditionellen Pädagogik auf, wo der unbe-
dingte Gehorsam gegen Institutionen (Kirche, Staat) und
hochgestellten Personen (König, Eltern, Mächtige)
gefordert wird. Im Krieg und in Mönchsklöstern wird sogar
ausdrücklich der unbedingte Gehorsam verlangt.
Die Beurteilung richtet danach, wie stark der Mensch
den absoluten Gegebenheiten gehorcht.
Erziehung im magischen Weltbild hat die Aufgabe,
Kinder und Jugendliche verlässlich an das Absolute
binden. Der Mensch hat zu lernen, diesen absoluten
Kräften und Mächten zu dienen und sich zu unterwerfen.
Erziehen lässt sich definieren als “Anpassen an das, was
Abweichung nicht verzeiht”.
Tipp: Lerne, unbedingt zu gehorchen, das garantiert
das Überleben: mit Religion, schamanische Praktiken,
Ritualen, Familie, Status in einer Gesellschaft von
Pfründen, Zünften und machtvollen Autoritäten.
Die Beurteilung, wieweit traditionelle Pädagogik gelingt,
richtet sich danach, wie gut das Kind oder der Jugendliche
sich in das absolute gültige System (Moral, Tabus, Kraft-
verhältnisse, Kulturtechniken, Sozial- und Arbeitssysteme)
angepasst hat. Die Kriterien zur Beurteilung sind der
Sacherfolg und die Resultate (Zahlen, Daten, Fakten), das
Verhalten und die fachlichen und sozialen Kompetenzen.
Erziehung lässt sich definieren als “Ziehen zum
Richtigen”. Der Zu-Erziehende hat zu lernen, dass es dem
Grossen Ganzen dient, Dich zu unterwerfen und es nötig ist,
die Wege des Erfolgs in Betrieb und Gesellschaft zu
beherrschen.
Tipp: “Lerne, auch hart zu sein, wann immer es dies
braucht” und: “Haste was und kannste was, dann bist Du
wer”.
Die Beurteilung richtet sich nach der Qualität, wieweit
eine Person mit sich und ihren Mitmenschen kohärent ist.
Führt Pädagogik Kinder und Jugendlichen zur Selbst-
verwirklichung (Freiheit) und zur empathischen Praxis zu
ihren Mitmenschen (Geschwisterlichkeit), so hat die
Pädagogik ihre Hauptaufgabe erfüllt.
Erziehung ist Beziehung. Es geht darum, die Ich-Ent-
wicklung des Kindes so zu leiten, dass es durch das Du
sein Selbst findet und für das Wir Verantwortung
übernimmt.
Tipp: “Lerne den Andern kennen und mit ihm und
füreinander zu leben, weil beide, Du und der Andere, es
brauchen.” “Sei Dich selbst.”
Die ressourcive Pädagogik
Im Zentrum steht der Umgang mit den existentialen
Ressourcen, und die Modulierung des vitalen Flow, welcher
Leben, Lernen und Begeisterung steuert. Flow liefert Drive
und Energie für Kooperation und Engagement. Es geht
darum, Den vitalen Ressourcen, die weder aussen noch
innen, sondern aus der Weite verfügbar sind, zu dienen,
damit sie uns dienen. Solche Dienstbarkeit am Beschenkt
werden ist keine Frage von Unterwerfung, sondern von
stratagemischer Pfiffigkeit.
Der agogische Einsatz der Magie taucht im ressourciven
Entstehen-lassen dadurch auf, dass beim Schenken von
Gaben, “wie von Geisterhand” ein Sog entsteht, der den
Beschenkten “unwiderstehlich” einlädt, seinerseits zu
schenken. Gerade dieser Gebens-Kreislauf ist für die
Pädagogik von grosser Bedeutung, da er ein Gegenmittel
darstellt gegen Lob und Tadel, gegen das “Kaufen” von
Kindern und Jugendlichen oder deren Bestrafung.
Die Beurteilung stützt sich darauf, wieweit es den Erzie-
henden gelingt, Kindern, Jugendlichen und Lebensler-
nenden in das Reich vorstossen zu lassen, wo die Inten-
sität, Weite und Flow den Menschen und sein Schaffen
durchfluten und seine Mitwelt lebendig erhalten (Gaia).
Dieses Durchdrungen sein vom Drive der Vitalität macht,
dass die Jugendlichen in Selbstverwirklichung und
Arbeitswelt, in Respekt vor der Natur und in der Acht-
samkeit bei ihren Aufgaben, leichtere und effizientere
Erfolge aufweisen.
Erziehung heisst, den Zügen der vitalen Attraktivität
die Bahn zu eröffnen, und sie präzise zu nutzen. Flow ist
die positive, förderliche Form von Gewaltlosigkeit und
Evolution. Erziehen heisst, die Logik der Vitalität
aktivieren. Es wird mit Zügen statt Werten gearbeitet
Tipp: Erfahre, dass pfiffige Sanftheit Berge, auch jene
der eigenen Vorurteile und der Feindseligkeit, versetzen
kann. Merke: ”Wer das Bewusstsein hat, hat die Hände”,
und “wer die Energie wirken lässt, hat die Wirklichkeit”.
* Wenn in Texten auf dieser Webseite nur von drei
Hauptlinien der Pädagogik die Rede ist, dann
umfasst der Begriff “traditionelle Pädagogik” auch
die magischen Elemente