Dr.GASSER AKADEMIE F   L     O   W
81 Pädagogik > 4 Weltbilder 4/6 > Die agogischen Grundmuster Die agogischen Grundmuster im Gefolge der vier Weltbilder
Die 4 Grossmuster des pädagogischen Vorgehens dargestellt parallel zu den 4 grossen Linien der Weltbilder
Die magische Pädagogik*    Im Zentrum steht die Anpassung an die absoluten Kräfte, die sich nicht vom Menschen kontrollieren lassen. Hier finden sich die Religionen und das gottesstaatliche Denken. Heute gibt es zwei Pädagogiken: je für säkulare Welt und religiöse Erziehung.    Der agogische Einsatz der Magie ist nicht auf vorhistorische Zeit beschränkt, sondern taucht in allen folgenden Weltbildern auf. So gibt es die Tendenz der gottesstaatlichen Sehnsucht im heutigen Islam ebenso wie bei den religiösen Eiferern in den USA (Präsident Busch II). Wer hat schlussendlich den Primat inne: das säkulare Denken (laizistischer Staat) oder das religiöses Denken (religiöser Staat)? Magische Agogik findet sich aber in beiden Staaten.
Die humanistische Pädagogik     Im Zentrum steht die Autonomie der Person und die Anpassung an die Freiheit und den Rhythmus des Einzelnen. Die innere Welt von Erleben und Gefühlen ist wesentlicher als die Objektivierung nach äusseren Krite- rien. Wer der Person die autonome Selbstentwicklung ermöglicht, hat das Wesentliche geschafft.    Der agogische Einsatz der Magie taucht auch im humanistischen Führen auf, denn die Würde der Person verdient unbedingten Respekt. Das Recht auf die Existenz ergibt sich aus der blossen Tatsache der Existenz. Dass dieses Recht so absolut zugesprochen wird, ist eine Wirkung der magischen Kraft.
Die traditionelle Pädagogik*    Im Zentrum steht die Anpassung an die Kulturlei- stungen und Güter, und an die technisch-sachlichen Erfordernissen, sowie die Anpassung an das bestimmende Gesellschaftssystem. Wer die zu Erziehenden erfolgreich sozialisiert und ihnen Fach- und Methodenkompetenzen beibringt, hat seinen Auftrag erfüllt.    Der agogische Einsatz der Magie taucht offensichtlich auch in der traditionellen Pädagogik auf, wo der unbe- dingte Gehorsam gegen Institutionen (Kirche, Staat) und hochgestellten Personen (König, Eltern, Mächtige) gefordert wird. Im Krieg und in Mönchsklöstern wird sogar ausdrücklich der unbedingte Gehorsam verlangt.
   Die Beurteilung richtet danach, wie stark der Mensch den absoluten Gegebenheiten gehorcht.    Erziehung im magischen Weltbild hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche verlässlich an das Absolute binden. Der Mensch hat zu lernen, diesen absoluten Kräften und Mächten zu dienen und sich zu unterwerfen. Erziehen lässt sich definieren als “Anpassen an das, was Abweichung nicht verzeiht”.    Tipp: Lerne, unbedingt zu gehorchen, das garantiert das Überleben: mit Religion, schamanische Praktiken, Ritualen, Familie, Status in einer Gesellschaft von Pfründen, Zünften und machtvollen Autoritäten.   
   Die Beurteilung, wieweit traditionelle Pädagogik gelingt, richtet sich danach, wie gut das Kind oder der Jugendliche sich in das absolute gültige System (Moral, Tabus, Kraft- verhältnisse, Kulturtechniken, Sozial- und Arbeitssysteme) angepasst hat. Die Kriterien zur Beurteilung sind der Sacherfolg und die Resultate (Zahlen, Daten, Fakten), das Verhalten und die fachlichen und sozialen Kompetenzen.    Erziehung lässt sich definieren als “Ziehen zum Richtigen”. Der Zu-Erziehende hat zu lernen, dass es dem Grossen Ganzen dient, Dich zu unterwerfen und es nötig ist, die Wege des Erfolgs in Betrieb und Gesellschaft zu beherrschen.      Tipp: “Lerne, auch hart zu sein, wann immer es dies braucht” und: “Haste was und kannste was, dann bist Du wer”.  
    Die Beurteilung richtet sich nach der Qualität, wieweit eine Person mit sich und ihren Mitmenschen kohärent ist. Führt Pädagogik Kinder und Jugendlichen zur Selbst- verwirklichung (Freiheit) und zur empathischen Praxis zu ihren Mitmenschen (Geschwisterlichkeit), so hat die Pädagogik ihre Hauptaufgabe erfüllt.    Erziehung ist Beziehung. Es geht darum, die Ich-Ent- wicklung des Kindes so zu leiten, dass es durch das Du sein Selbst findet und für das Wir Verantwortung übernimmt.    Tipp: “Lerne den Andern kennen und mit ihm und füreinander zu leben, weil beide, Du und der Andere, es brauchen.” “Sei Dich selbst.”
Die ressourcive Pädagogik    Im Zentrum  steht der Umgang mit den existentialen Ressourcen, und die Modulierung des vitalen Flow, welcher Leben, Lernen und Begeisterung steuert. Flow liefert Drive und Energie für Kooperation und Engagement. Es geht darum, Den vitalen Ressourcen, die weder aussen noch innen, sondern aus der Weite verfügbar sind, zu dienen, damit sie uns dienen. Solche Dienstbarkeit am Beschenkt werden ist keine Frage von Unterwerfung, sondern von stratagemischer Pfiffigkeit.    Der agogische Einsatz der Magie taucht im ressourciven Entstehen-lassen dadurch auf, dass beim Schenken von Gaben, “wie von Geisterhand” ein Sog entsteht, der den Beschenkten “unwiderstehlich” einlädt, seinerseits zu schenken. Gerade dieser Gebens-Kreislauf ist für die Pädagogik von grosser Bedeutung, da er ein Gegenmittel darstellt gegen Lob und Tadel, gegen das “Kaufen” von Kindern und Jugendlichen oder deren Bestrafung.    Die Beurteilung stützt sich darauf, wieweit es den Erzie-
henden gelingt, Kindern, Jugendlichen und Lebensler- nenden in das Reich vorstossen zu lassen, wo die Inten- sität, Weite und Flow den Menschen und sein Schaffen durchfluten und seine Mitwelt lebendig erhalten (Gaia). Dieses Durchdrungen sein vom Drive der Vitalität macht, dass die Jugendlichen in Selbstverwirklichung und Arbeitswelt, in Respekt vor der Natur und in der Acht- samkeit bei ihren Aufgaben, leichtere und effizientere Erfolge aufweisen.    Erziehung heisst, den Zügen  der vitalen Attraktivität die Bahn zu eröffnen, und sie präzise zu nutzen. Flow ist die positive, förderliche Form von Gewaltlosigkeit und Evolution. Erziehen heisst, die Logik der Vitalität aktivieren. Es wird mit Zügen statt Werten gearbeitet    Tipp: Erfahre, dass pfiffige Sanftheit Berge, auch jene der eigenen Vorurteile und der Feindseligkeit, versetzen kann. Merke: ”Wer das Bewusstsein hat, hat die Hände”, und “wer die Energie wirken lässt, hat die Wirklichkeit”.
* Wenn in Texten auf dieser Webseite nur von drei Hauptlinien der Pädagogik die Rede ist, dann umfasst der Begriff “traditionelle Pädagogik” auch die magischen Elemente